Das Konsumverhalten und die Marktdynamik haben sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Beeinflusst wurden die Märkte vor allem durch technologische Innovationen, neue Kaufgewohnheiten und äußere Einflüsse wie die Pandemie. Die Lieferketten haben sich noch immer nicht erholt und auch die Inflation dämmt die Ausgaben der Haushalte. Besonders Händler:innen stehen vor der Herausforderung, sich an diese neuen Konsumtrends anzupassen.
Kleine Unternehmen müssen sich mit den veränderten Anforderungen der Verbraucher:innen und ihrer Loyalität im Zuge der steigenden Kosten auseinandersetzen. Welches Konsumverhalten hat sich herausgebildet? Welche Verbrauchertrends wirken sich am stärksten auf Marken aus? Und wie können Geschäftsinhaber:innen darauf reagieren?
In diesem Artikel klären wir die wichtigsten Trends und treffen Vorhersagen, die dir helfen, die Erwartungen deiner Zielgruppe zu erfüllen.
Warum solltest du aktuelle Konsumtrends im Blick behalten?
Verbrauchertrends sind entscheidend, um Marketing und Produktentwicklung auf die Bedürfnisse deiner Kund:innen abzustimmen. Wer hier nicht Schritt hält, riskiert den Verlust seiner Kundschaft.
Verbrauchertrends 2025: Die Suche nach günstigen Angeboten in Zeiten der Inflation
Auf der ganzen Welt ist die Inflation deutlich zu spüren. In einer Studie von Capterra gaben ganze 81 % der Befragten in Deutschland an, ihr Konsumverhalten wegen der Inflation angepasst zu haben. Den meisten Konsument:innen fällt auf, dass die Preise gestiegen sind (88 %). Viele von ihnen versuchen nun zu sparen, wo es geht.
Konsument:innen mit einem geringeren Einkommen haben ihre Ausgaben dabei mehr angepasst als diese mit einem höheren Einkommen. Vor allem die Ausgaben bei Lebensmitteln gehen zurück. Ganze 62 % gaben an, an dieser Stelle Geld zu sparen.
Das Anbieten von Rabatten oder anderen finanziellen Anreizen, um preisbewusste Verbraucher:innen anzulocken, ist ein Ansatz, der jedoch nicht für jede Marke geeignet ist. Für Unternehmen, die mit steigenden Kosten konfrontiert sind, kann dies die ohnehin schon geringeren Gewinnspannen schmälern. Die Bündelung von Produkten, das Hinzufügen einer Abonnementoption und das Anbieten von Gutscheinen mit einem Mindestumsatz können dazu beitragen, den Umsatz zu steigern.
Soziale Netzwerke sind nach wie vor ein wichtiger Faktor bei Kaufentscheidungen
Trotz der steigenden Kosten für die Kundenakquise und der geringeren Rendite der Werbeausgaben (ROAS) sind Social Ads auch in Deutschland immer noch ein Haupttreiber für Käufe.
Die meisten Käufe werden über alle Generationen hinweg durch Social Ads beeinflusst. Interessant ist, dass jüngere Verbraucher:innen sich noch um einiges mehr durch diese bezahlte Werbung beeinflussen lassen, wobei es sich bei dieser Altersgruppe häufig um Spontankäufe handelt. Mehr als die Hälfte der Generation Z (57 %) lässt sich von bezahlter Werbung in sozialen Medien beeinflussen.
Bevor du in Social-Media-Werbung investierst, solltest du dir darüber im Klaren sein, wo deine Werbegelder am besten eingesetzt werden können. Die Wahl der Plattform, auf der sich der Großteil deiner Zielgruppe aufhält, oder des Kanals, auf dem du bereits mit organischem Marketing erfolgreich warst, ist der beste erste Schritt.
Lesetipp: Mit einer Inventarsoftware behältst du stets den Überblick über dein Inventar.
Markentreue nimmt ab – Markenkooperationen werden wichtiger
Sinkende Kaufkraft und wachsender Wettbewerb führen dazu, dass Kund:innen ihre Kaufentscheidungen kritischer hinterfragen. Viele wechseln zu günstigeren oder werteorientierteren Marken.
Dabei ist der Preis nicht der einzige Faktor: Immer mehr Verbraucher:innen legen Wert auf Nachhaltigkeit sowie bequeme, personalisierte Einkaufserlebnisse – und sind bereit, dafür die Marke zu wechseln.
Umso wichtiger ist es, in die Kundenbindung zu investieren: Belohne treue Kund:innen mit exklusiven Angeboten, sorge für gute Warenverfügbarkeit und zeige Haltung bei sozialen und ökologischen Themen – besonders, um jüngere Zielgruppen langfristig zu binden.
Markenkooperationen senken die Akquisitionskosten
Sich ändernde Algorithmen in sozialen Netzwerken, Herausforderungen im ROAS und strengere Datenschutzgesetze für Daten Dritter bedeuten, dass es immer schwieriger wird, Reichweite zu erzielen, sodass Marken auf Kooperationen zurückgreifen, um die Lücke zu schließen. Das Interesse der Kund:innen an deiner Marke kann durch die Unterstützung eines vertrauenswürdigen Unternehmens oder einer Online-Persönlichkeit gesteigert werden.
Unternehmen können die Zusammenarbeit mit anderen Marken, Influencern und Kreativen nutzen, um ein Publikum zu erreichen, das ihrer Zielgruppe entspricht. Kooperationen zwischen Marken können die gemeinsame Entwicklung eines Produkts, eines Erlebnisses, eines Wettbewerbs, einer Veranstaltung oder einer Kampagne beinhalten. Bei Kooperationen mit Influencern und Kreativen handelt es sich in der Regel um bezahlte Werbemaßnahmen, manchmal aber auch um ein gemeinsam erstelltes Produkt oder Erlebnis.
Lesetipp: So nutzt du Influencer-Marketing im E-Commerce richtig.
Social Commerce ist auf TikTok stark vertreten
Studien zeigen, dass nur 18 % der Gen Z ihre Produktsuche bei Google beginnen – was impliziert, dass ein Großteil, auch auf Plattformen wie TikTok und Instagram, startet.
TikTok hat stark an Bedeutung zugenommen und kann ein lukrativer Verkaufskanal für E-Commerce-Unternehmen sein, die jüngere Millennials, die Generation Z und die neueste Generation Alpha ansprechen wollen. Da immer mehr junge Menschen über mobile Geräte einkaufen, solltest du auf den Konsumtrend aufspringen und in vertikale Videoinhalte für TikTok, Instagram Reels und YouTube Shorts investieren.
In diesem (englischsprachigen) Video zeigen wir dir, wie du dir ein TikTok-Business aufbauen kannst:
Kund:innen verlangen reibungslose Rücksendungen
Während kostenlose Rücksendungen im Einzelhandel vor allem bei großen Anbietern seit Jahren ein fester Bestandteil des Serviceangebots sind, erheben viele nun wieder Versandkosten. Doch die Kund:innen, die sich an den Trend zur problemlosen Rückgabe beim Onlineshopping gewöhnt haben, verlangen dies auch weiterhin. Wie können Marken eine reibungslose Rückgabepolitik anbieten, die ihre Gewinne nicht schmälert?
Da die Gewinnspannen immer geringer werden, kommt es für kleine Unternehmen häufig nicht infrage, kostenlose Rücksendungen anzubieten. Das heißt aber nicht, dass du keine kreativen Wege finden kannst, um den Rückgabeprozess angenehmer zu gestalten. Verbessere die Größentabellen, fotografiere Kleidungsstücke an verschiedenen Modellen, biete einen persönlichen Einkaufsassistenten an oder nutze eine virtuelle Anprobe-App. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung einer Retourenportal-App, die eine reibungslose und selbstständige Rückgabe ermöglicht.
Marken setzen auf Omnichannel-Erlebnisse, um mehr Kund:innen zu erreichen
Angesichts von Lieferkettenproblemen, schwindender Loyalität und zunehmendem Wettbewerb suchen E-Commerce-Marken im Direktvertrieb neue Wege, um ihre Kund:innen zu erreichen. Die Verbraucher:innen beginnen ihre Entdeckungsreise an anderen Orten als den traditionellen Suchmaschinen. Neue Wege zu finden, um mit den Käufern in Kontakt zu treten, wird im Jahr 2025 entscheidend sein.
Ein Omnichannel-Ansatz kann Marken helfen, ihre Reichweite in einem immer lauter werdenden Raum zu vergrößern. Präsentiere deine Produkte nicht nur in deinem Shop, sondern auch auf anderen Kanälen wie Amazon, über Online-Marktplätze, durch Social Selling und in physischen Geschäften.
Lesetipp: Nicht zu verwechseln: So funktioniert Multichannel-Vertrieb.
Der Aufbau von Beziehungen beginnt vor Ort
Entgegen den Erwartungen, die während Corona entstanden, wollen Verbraucher:innen wieder in stationären Geschäften einkaufen. Eine Studie von PwC zeigt, dass stationäre Geschäfte noch immer der beliebteste Einkaufskanal der Deutschen sind. Ganze 37 % gaben an, mindestens wöchentlich in einem stationären Geschäft einzukaufen.
Unabhängig davon, ob deine Marke über die Mittel für eine Einzelhandelspräsenz verfügt oder nicht, ist das Markenerlebnis für die Kund:innen immer wichtiger. Verkaufe nicht nur Produkte. Verkaufe ihnen deine Markengeschichte, biete ihnen einen Mehrwert, der über den Kauf hinausgeht, und engagiere dich direkt in Community-Kanälen. Zu den Alternativen zu einer vollständigen Präsenz im Ladengeschäft gehören Pop-up-Shops, der Großhandel mit anderen Einzelhändler:innen und die Teilnahme an lokalen Märkten.
Personalisierung ist gefragt
Immer mehr Verbraucher:innen wünschen sich personalisierte Einkaufserlebnisse – online wie offline. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für Datenschutz.
Setze auf einen verantwortungsvollen Umgang mit persönlichen Daten: Sammle sie direkt, sei transparent in der Nutzung und halte geltende Datenschutzrichtlinien ein.
KI kann helfen, das Einkaufserlebnis zu personalisieren – etwa durch Produktempfehlungen, interaktive Quizformate, Chatbots oder zielgerichtete Marketingbotschaften auf Basis individueller Kaufgewohnheiten.
KI-gestütztes Marketing verbreitet sich immer mehr
Wie bereits erwähnt, ist es sinnvoll, künstliche Intelligenz zur Automatisierung zu nutzen. Speziell im E-Commerce bieten KI-Tools ein großes Potenzial, das Geschäft schneller, einfacher und individueller zu gestalten. Digitale Assistenten und Chatbots erleichtern Verbraucher:innen beispielsweise die Auswahl oder beantworten direkt Fragen, ohne den Kundensupport zu binden. Zudem setzen Unternehmen auf KI-gestützte Verkaufsempfehlungen und dynamische Preisgestaltung, um Konsument:innen gezielt anzusprechen und deren Kaufverhalten zu beeinflussen. Diese Entwicklung beschleunigt den allgemeinen Trend zu immer flexibleren, bequemeren Einkaufserlebnissen.
Auch als kleines Unternehmen kannst du von dieser Entwicklung profitieren. KI-Tools für E-Commerce wie dynamische Preisanpassung oder Chatbots sind oft kostengünstig verfügbar und einfach anzubinden. KI-Tools wie Shopify Magic und Sidekick können dir dabei helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben und dich an die Konsumtrends anzupassen.
Jetzt kaufen, später bezahlen ist bei jüngeren Käufer:innen beliebt
Um der Inflation entgegenzuwirken, kannst du deiner Kundschaft die Option "Jetzt kaufen, später bezahlen" (Buy now, pay later oder kurz BNPL) anbieten. Eine Studie von Capterra belegt, dass bereits 40 % der Deutschen bevorzugt dieses Zahlungsmittel wählen. Die Beliebtheit dieser Zahlungsmethode, insbesondere bei jüngeren Käufer:innen, nimmt weiter zu, da die Verbraucher:innen auf ihre Ausgaben achten.
Aktiviere Shop Pay Ratenzahlungen in deinem Onlineshop, um deinen Kund:innen eine einfache BNPL-Option anzubieten. Dies gibt ihnen die Flexibilität, einen Kauf im Rahmen ihres Budgets durch zinslose Zahlungen im Laufe der Zeit zu tätigen – und beseitigt damit ein potenzielles Hindernis für einen Kauf.
Lesetipp: So sieht die Zukunft im Einzelhandel aus.
Konsumverhalten im Wandel: Verbrauchertrends nach Generationen
Auch wenn viele der oben genannten Trends für alle Verbraucher:innen gleich sind, sollten Unternehmen die Bedürfnisse ihrer jeweiligen Zielgruppe kennen. Im Folgenden sehen wir uns die Trends nach Generation noch einmal genauer an.
Boomer-Trends
Marken, die sich an ein Boomer-Publikum wenden, sollten die traditionelleren Werbekanäle nicht außer Acht lassen. In einer Befragung von PwC gaben neun von zehn Befragten zwischen 55- und 73-Jahren an, dass sie regelmäßig fernsehen oder Radio hören. Klassische Werbung in TV und Radio sind bei dieser Generation also deutlich sinnvoller als bei jüngeren Generationen.
Babyboomer erwarten von Marken Qualität und exzellenten Kundenservice sowie personalisierte Marketingansätze. Zudem steht für diese Generation Bequemlichkeit an erster Stelle. Sie sind vor allem auf der Suche nach Produkten, die ihr Leben leichter machen und achten dabei weniger auf den Preis.
Gen X-Trends
Die Generation X (geboren 1965-1980) sieht Sicherheit als das A und O. Sie treffen Entscheidungen stets begründet, weshalb Impulskäufe bei dieser Generation eher selten sind. Das ist auch der Grund, weshalb ein Großteil dieser Generation ausführlich im Internet recherchiert, bevor sie ein Produkt kaufen.
Wenn du noch auf der Suche nach Inspiration für deinen Shop bist, beschäftigen wir uns in diesem Blogbeitrag mit der Frage: "Was lässt sich gut verkaufen?"
Millennial-Trends
Um diese Generation zu überzeugen, muss man mehr als nur ein tolles Produkt anbieten. Millennials (geboren 1981-1996) achten auf ihr Geld - was auch eine Studie von Deloitte ergab. 39 % der Millennials in Deutschland sorgen sich wegen steigender Lebenshaltungskosten.
Knapp 30 % der Befragten gaben zudem an, dass sie Angst vor dem Klimawandel haben. Wenn Millennials also einen Großteil deiner Zielgruppe ausmachen, ist Nachhaltigkeit für deine Produkte unverzichtbar.
Lesetipp: In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du bei den Millennials punkten kannst.
Generation Z-Trends
Der größte Unterschied der Generation Z (ab 1996 geboren) ist die Einstellung zu Marken und Unternehmen. Die Generation wünscht sich eine nahtlose Interaktion mit Marken über verschiedene Kanäle hinweg. Dabei wollen sie mit Marken interagieren können und auch aktiv ihre Meinung teilen.
Die Generation ist genau wie die Millennials eher sparsam und achtet auf ihr Geld. Obwohl sie Wert auf umwelt- und sozialbewusstes Verhalten legen, sind sie oft nicht bereit, mehr für diese Produkte zu zahlen.
Die Generation ist mit sozialen Medien aufgewachsen, was sich auch in ihrem Kaufverhalten widerspiegelt. Omnichannel-Strategien sind bei dieser Generation besonders wichtig - sie wollen die Möglichkeit haben, wann und wo immer sie wollen einzukaufen.
Generation Alpha-Trends
Die ältesten Mitglieder dieser Generation sind jetzt Teenager:innen und stellen eine demografische Gruppe künftiger Verbraucher:innen dar, die Marken nicht ignorieren sollten. Doch noch bevor diese Gruppe über ein eigenes Einkommen verfügt, übt sie bereits einen erheblichen Einfluss auf die Ausgaben der Haushalte aus. Expert:innen raten, die Generation Alpha durch transparente, aussagekräftige und authentische Botschaften anzusprechen.
Fazit
Die Inflation beeinflusst das Verbraucherverhalten spürbar: Konsument:innen kaufen seltener ein und wägen Ausgaben sorgfältiger ab. Besonders nicht-essenzielle Konsumgüter werden reduziert, während der Betrag pro Einkauf stabil bleibt. Händler:innen müssen deshalb auf Kundenbindung, personalisierte Angebote und flexible Preise setzen.
Viele kleine Unternehmen kämpfen noch mit den Nachwirkungen der Pandemie. Wer überlebt hat, konnte durch angepasste Geschäftsmodelle und erweiterte Optionen für Konsumenten bestehen. Da sich Verbrauchertrends weiterentwickeln, sollten Marken die Feedback-Schleife offen halten, neue Vertriebskanäle testen und starke Kundenerfahrungen schaffen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Illustration von Cornelia Li
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