Der internationale Handel ist für die Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung, da er es den Ländern ermöglicht, sich auf eine effiziente Produktion von Waren und Dienstleistungen zu spezialisieren, und den Verbraucher:innen den Zugang zu einer breiten Palette von Produkten zu wettbewerbsfähigen Preisen ermöglicht.
Für E-Commerce-Unternehmer:innen ist der Druck zu Anpassung und Innovationen größer denn je. Wenn du dich nicht über deinen lokalen Markt hinaus ausdehnst, schränkst du das Wachstumspotenzial deines Unternehmens ein.
Durch den Zugang zu globalen Märkten kannst du ein neues Publikum erreichen, deine Einnahmequellen diversifizieren und dein volles Potenzial ausschöpfen.
Im Folgenden erfährst du die Grundlagen des internationalen Handels, damit du besser einschätzen kannst, ob er gut zu deiner Marke passt.
Was ist internationaler Handel?
Internationaler Handel ist der grenzüberschreitende Austausch von Waren und Dienstleistungen. Er erfordert die Berücksichtigung von Gesetzen, Währungen und Kulturen. Globale Organisationen wie WTO und ICC sorgen für rechtliche Rahmenbedingungen. Standortfaktoren wie Ressourcen oder Fachkräfte verschaffen Ländern zusätzliche Wettbewerbsvorteile.
Internationaler Handel vs. internationaler Austausch
Es gibt einen technischen Unterschied zwischen internationalem Handel und Austausch. Handel bezieht sich auf die grundlegende wirtschaftliche Aktivität des Kaufens, Verkaufens und/oder Tauschens von Waren und Dienstleistungen zwischen zwei oder mehr Parteien auf einem Markt.
Der Austausch umfasst alle Aktivitäten, die den Handel mit Waren und Dienstleistungen fördern – vom Herstellungsprozess bis zu dem Moment, in dem ein Kunde oder eine Kundin ein Produkt in einem Geschäft kauft. Zu den kommerziellen Austauschaktivitäten gehören:
- Bankwesen
- Fracht
- Werbung und Marketing
- Lagerhaltung
- Versicherung
Gesetze und Vorschriften
Onlinehändler:innen in Deutschland müssen beim internationalen Handel nicht nur das deutsche E-Commerce-Recht beachten, sondern auch die gesetzlichen Regelungen der Zielländer – etwa bei Produktsicherheit, Verbraucherrechten oder Steuerpflichten. Wer z. B. Produkte nach Frankreich verkauft, muss sich an dortige Vorschriften zum Widerrufsrecht oder zur Produktkennzeichnung halten.
Innerhalb der EU profitieren Händler:innen zwar vom gemeinsamen Binnenmarkt mit harmonisierten Regeln, müssen aber nationale Besonderheiten (z. B. beim Verpackungsrecht oder Umweltauflagen) prüfen. Für außereuropäische Märkte gelten eigene Bestimmungen – bei Exporten in die USA, UK oder Schweiz sind zusätzliche Regularien zu beachten.
Wichtig: Internationale Handelsverträge, wie etwa das Freihandelsabkommen CETA (EU–Kanada), sowie EU-Sanktionen oder Exportbeschränkungen (über das BAFA geregelt) können Einfluss darauf haben, wo und wie deutsche Händler:innen verkaufen dürfen.
Vor- und Nachteile des internationalen Handels
Der internationale Handel bietet Onlinehändler:innen zahlreiche Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Ein klarer Blick auf beide Seiten hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Vorteile:
- Wachstumspotenzial: Der Zugang zu neuen Märkten ermöglicht mehr Umsatz, eine breitere Kundenbasis und langfristiges Skalieren.
- Risikostreuung: Unternehmen, die in mehreren Märkten aktiv sind, machen sich weniger abhängig von der Konjunktur im Heimatland.
- Wettbewerbsvorteile: Wer früh internationale Erfahrung sammelt, kann sich besser von Mitbewerbern abheben.
- Effizienzgewinne: Größere Produktionsmengen und optimierte Lieferketten senken langfristig die Stückkosten.
Nachteile:
- Komplexe Regularien: Unterschiedliche rechtliche Vorgaben, Steuermodelle und Zollregelungen können den Markteintritt erschweren.
- Logistischer Aufwand: Versandkosten, Lieferzeiten und Retourenmanagement sind international deutlich anspruchsvoller.
- Kulturelle Hürden: Sprachbarrieren, unterschiedliche Erwartungen und lokale Zahlungsmethoden erfordern Anpassung.
- Währungsrisiken: Wechselkursschwankungen können die Kalkulation beeinträchtigen, vor allem außerhalb der Eurozone.
Ein erfolgreicher Einstieg in den internationalen Handel erfordert daher sorgfältige Planung, lokale Marktkenntnisse und ein gutes Netzwerk aus Dienstleistern und Beratern.
Komplexitäten des internationalen Handels
Da das globale Geschäftsumfeld so weitreichend ist, gibt es eine Reihe von Variablen, die alle Kleinunternehmer:innen beachten sollten, wenn sie in den internationalen Handel einsteigen möchten.
Geistiges Eigentum
Das Recht des geistigen Eigentums (IP) ist in der Regel auf nationaler Ebene geregelt. Jede internationale Durchsetzung von IP-Rechten beruht auf einem Flickenteppich von kooperierenden nationalen Gesetzen und bilateralen Vereinbarungen (Vereinbarungen zwischen zwei Ländern).
Kleinunternehmer:innen sollten die IP-Schutzmaßnahmen in jedem Land berücksichtigen, in dem sie planen, ein Produkt zu vermarkten und zu verkaufen. Robuste Gesetze, wie sie in Singapur, Japan, der Schweiz und den USA bestehen, sorgen dafür, dass dein geistiges Eigentum dort angemessen geschützt ist. In anderen Ländern hingegen sind die IP-Gesetze möglicherweise nicht ausreichend entwickelt oder die Durchsetzungsmechanismen sind unzureichend, um deine Ideen ausreichend zu schützen.
Kulturelle Unterschiede in Geschäftspraktiken
Die Entwicklung interkultureller Kompetenz ist für Geschäftsinhaber:innen, die im internationalen Handel tätig sein möchten, unerlässlich. Dies geht über das Erlernen einiger höflicher Floskeln in der Landessprache hinaus – es erfordert das Verständnis, wie alles, von Kleidung über Körpersprache bis hin zum Tonfall, den Verlauf eines Geschäftsabschlusses beeinflussen kann.
Lieferketten und Logistik
Lieferketten und Logistik gehören zu den kompliziertesten Aspekten des internationalen Handels. Die Geschwindigkeit und Leichtigkeit, mit der Waren durch verschiedene Häfen fließen, hängen ganz von der Infrastruktur im jeweiligen Land ab.
Darüber hinaus können große internationale Ereignisse erhebliche Auswirkungen auf den Frachttransport haben. Es ist entscheidend, dass Kleinunternehmer:innen, die im internationalen Handel tätig sind, über die globalen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen informiert bleiben, die ihre Fähigkeit zur Beschaffung und Lieferung von Materialien beeinflussen können.
Steuern, Abgaben und Zölle
Die Produkte und Dienstleistungen, die du in verschiedenen Ländern kaufst und verkaufst, unterliegen höchstwahrscheinlich bestimmten Steuern, Abgaben und Zöllen.
Beispielsweise unterliegen Produkte, die dein in Deutschland ansässiges Kleinunternehmen in Großbritannien verkauft, einer Steuer von 20 %, die auf die meisten im Land verkauften Waren erhoben wird.
- Abgaben sind indirekte Steuern, die auf den Verbrauch importierter Waren erhoben werden – wenn du also ein Produkt in einem Land mit hohen Abgaben verkaufst, solltest du dies bei der Preisgestaltung für den Markt berücksichtigen.
- Zölle sind Steuern, die von einem Land auf bestimmte Waren erhoben werden, die aus einem bestimmten Land importiert werden. Zölle sollen die inländische Produktion schützen, indem sie den Preis bestimmter importierter Waren erhöhen.
Streitschlichtung
Es kann schwierig sein, rechtliche Streitigkeiten im Kontext des internationalen Handels zu lösen, da alle Länder ihre eigenen souveränen Gesetze haben und eigene Gerichtssysteme zur Durchsetzung dieser Gesetze unterhalten.
In Ländern, die eine enge rechtliche Verflechtung miteinander haben, wie z. B. die USA und Kanada, ist es relativ einfach, Bürger:innen des einen Landes vor Gericht zu bringen, um für Schäden aufzukommen, die im anderen Land verursacht wurden. Bei Schäden, die strafrechtlicher Natur sind, gibt es auch Auslieferungsabkommen zwischen einigen Ländern, die diesen Prozess erleichtern.
Anderswo kann es jedoch äußerst schwierig sein, Bürgerinnen und Bürger eines anderen Landes in deinem Heimatland zu verklagen. Zum Beispiel ist es für US-Unternehmen nur schwer möglich, chinesische Staatsangehörige wegen Urheberrechts- und Markenrechtsverletzungen zu verklagen. Chinesische Staatsangehörige sind nicht verpflichtet, auf Klagen in US-Gerichten zu antworten, und es kann schwierig sein, sie im eigenen Land ausfindig zu machen und ihnen die Klage zuzustellen.
Gründe für den internationalen Handel
Warum sollten sich Onlinehändler:innen mit internationalem Handel beschäftigen? Die Globalisierung des E-Commerce und das veränderte Kaufverhalten bieten überzeugende Gründe, über Ländergrenzen hinaus zu denken.
Größere Reichweite und neue Kundengruppen
Internationale Märkte eröffnen Zugang zu Millionen potenzieller Kund:innen, die ähnliche Produkte suchen, aber lokal nicht finden.
Wachstumschancen bei stagnierendem Inlandsmarkt
Wer im Heimatmarkt an Wachstumsgrenzen stößt, kann im Ausland neue Umsatzquellen erschließen, besonders in aufstrebenden Regionen.
Nutzung komparativer Vorteile
Der Einkauf oder die Produktion im Ausland kann kostengünstiger sein, etwa durch niedrigere Lohnkosten, bessere Rohstoffverfügbarkeit oder günstige Wechselkurse.
Ausnutzung von Saisonalitäten und Nachfrageverschiebungen
Produkte, die in Deutschland saisonal weniger gefragt sind, können z. B. auf der Südhalbkugel zu anderer Zeit gefragt sein: ein Vorteil für Lagerumschlag und Cashflow.
Wettbewerbsfähigkeit und Markenbekanntheit steigern
International tätige Marken wirken professioneller und stärken ihre Position gegenüber rein lokal agierenden Wettbewerber:innen.
Zugang zu innovativen Märkten und Trends
Der Blick in andere Märkte eröffnet neue Ideen, Partnerschaften und Entwicklungen – ein Innovationsvorsprung gegenüber rein nationalen Händler:innen.
Fazit: Als globales Unternehmen expandieren, um mehr zu verdienen
Internationaler Handel ist ein Bereich, der für kleine Unternehmen auf der ganzen Welt vielversprechend ist. Aber er ist auch ein Bereich voller Komplexität, variierender und manchmal widersprüchlicher Regeln sowie unvorhersehbarer geopolitischer Realitäten.
Wenn du an internationalem E-Commerce interessiert bist, ist es entscheidend, dass du die notwendigen Recherchen durchführst, um die Märkte zu verstehen, in die du eintreten möchtest. Da hilft es möglicherweise, einen Anwalt oder eine Anwältin zu konsultieren, die auf internationales Wirtschafts- und Handelsrecht spezialisiert sind.