Ob Waren einkaufen, Rechnungen begleichen oder kurzfristige Investitionen tätigen – all das hängt vom verfügbaren Kapital ab. In diesem Beitrag erfährst du, was Working Capital bedeutet, wie du es berechnest und warum Working Capital Management für die finanzielle Stabilität deines Unternehmens entscheidend ist.
Was ist Working Capital?
Working Capital ist das kurzfristig verfügbare Vermögen eines Unternehmens. Es ergibt sich aus der Differenz zwischen Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten. Ein positives Working Capital zeigt, dass ein Unternehmen zahlungsfähig ist und seine laufenden Ausgaben aus eigenen Mitteln decken kann.
Was sagt das Working Capital über dein Unternehmen aus?
Die sogenannte Betriebskapitalquote setzt dein Nettoumlaufvermögen ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Sie gibt dir einen schnellen Überblick darüber, ob dein Unternehmen finanziell stabil aufgestellt ist.
Betriebskapitalquote = Umlaufvermögen / kurzfristige Verbindlichkeiten Beispiel: 200 000 € / 150 000 € = 1,33
Ein Wert zwischen 1,2 und 2 wird allgemein als gesund angesehen. Liegt die Quote darunter, könnten bald Liquiditätsprobleme entstehen. Ist sie deutlich höher, wird womöglich Kapital nicht effektiv genutzt.
So berechnest du dein Nettoumlaufvermögen
Die Berechnung ist einfach: Du addierst dein gesamtes Umlaufvermögen – dazu gehören Bargeld, offene Kundenzahlungen und Lagerbestände – und ziehst davon alle Schulden ab, die innerhalb der nächsten zwölf Monate fällig sind. Das Ergebnis ist dein Working Capital.
- Umlaufvermögen: 250 000 €
- kurzfristige Verbindlichkeiten: 180 000 €
- Working Capital: 70 000 €
Warum Schwankungen beim Working Capital wichtig sind
Ein positiver Wert zeigt, dass laufende Verpflichtungen problemlos bedient werden können. Beobachte jedoch nicht nur den Betrag, sondern auch, wie er sich über die Zeit entwickelt. Ein konstanter Rückgang weist oft auf verspätete Zahlungen durch Kund:innen oder aufgestaute Lagerbestände hin. Ein plötzlicher Anstieg kann wiederum ein Zeichen dafür sein, dass Kapital gebunden ist und nicht sinnvoll eingesetzt wird.
Darüber hinaus lohnt sich ein Vergleich mit ähnlichen Unternehmen oder historischen Daten deines eigenen Betriebs. So erkennst du frühzeitig Trends und kannst Abweichungen besser einordnen. Auch externe Faktoren wie saisonale Schwankungen oder Veränderungen im Marktumfeld beeinflussen das Working Capital. Wer international verkauft, sollte zudem Wechselkurse und regionale Zahlungsgewohnheiten berücksichtigen.
Wie hoch sollte das Working Capital sein?
Hier gibt es keine pauschale Antwort, das hängt stark von deiner Branche ab. Handelsunternehmen haben meist mehr Kapital gebunden als Softwarefirmen. Wenn du beispielsweise Ware einkaufen und lagern musst, ist dein Bedarf an Working Capital höher. Vergleiche dich regelmäßig mit anderen in deiner Branche, zum Beispiel über Kennzahlen der Bundesbank. So erkennst du rechtzeitig, ob du über oder unter dem Durchschnitt liegst.
Was führt zu negativem Working Capital?
Ein negatives Working Capital ist meist ein Warnsignal dafür, dass die Rentabilität deines Unternehmens gefährdet ist. Es bedeutet, dass dein Umlaufvermögen nicht ausreicht, um deine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken. Die Ursachen können vielfältig sein:
- Zu hohe Lagerbestände
- Lange Zahlungsziele für Kund:innen, was deinen Cashflow verzögert
- Kurzfristige Kredite mit hohen Tilgungsraten, die deine Liquidität belasten
- Saisonale Schwankungen, etwa wenn du im Winter weniger Umsatz machst als im Sommer
Manchmal führt auch schnelles Wachstum zu Problemen: Deine Umsätze steigen, gleichzeitig erhöhen sich auch deine Kosten. Forderungen und Vorräte wachsen, während liquide Mittel knapp bleiben. Dann ist es besonders wichtig, das Working Capital genau im Blick zu behalten.
So optimierst du dein Working Capital
Wenn du regelmäßig zu wenig Spielraum für Investitionen hast, kannst du gezielt gegensteuern. Die nachfolgenden Maßnahmen tragen häufig zu einer Verbesserung der kurzfristigen Finanzlage von Unternehmen bei.
- Zahlungsziele mit Lieferant:innen verlängern – das verschafft dir mehr Zeit
- Forderungen schneller eintreiben, zum Beispiel mit Frühzahlerrabatten oder Mahnprozessen
- Lagerbestände reduzieren, ohne die Lieferfähigkeit zu gefährden
- Kurzfristige Finanzierungen gezielt einsetzen
- Tools zur Finanzplanung nutzen, die dir Echtzeitdaten zu Zahlungen und offenen Beträgen liefern
Wann Unternehmen besonders viel Working Capital brauchen
Nicht jedes Geschäftsmodell stellt die gleichen Anforderungen. Wenn dein Umsatz starken Schwankungen unterliegt oder du vorfinanzieren musst, brauchst du mehr Spielraum. Beispiele:
- Modehändler:innen mit saisonalen Kollektionen
- Caterer oder Veranstaltungsfirmen mit Vorleistungen
- Gartencenter mit starkem Umsatzschub im Frühjahr
Eine rollierende Liquiditätsplanung, bei der ein festgepelgter Zeitraum (z. B. 12 Monate), in regelmäßigen Intervallen, etwa wöchentlich oder monatlich überprüft wird, sorgt für mehr Transparenz und hilft dir, solche Hochphasen gut zu überstehen.
Fazit: Warum sich der Blick aufs Working Capital lohnt
Working Capital ist eine zentrale Kennzahl für die finanzielle Gesundheit deines Unternehmens. Gerade für Gründer:innen und Betreiber:innen junger E-Commerce-Shops kann es entscheidend sein, frühzeitig zu erkennen, ob ausreichend Mittel für den laufenden Betrieb zur Verfügung stehen. Wer sein Working Capital regelmäßig analysiert und aktiv steuert, verbessert nicht nur die Liquidität, sondern auch die Planbarkeit des Geschäfts. Mit einem durchdachten Management vermeidest du Engpässe, stärkst deine Verhandlungsmacht gegenüber Lieferant:innen und schaffst Freiräume für Investitionen.